Bewusster Konsum

Ein richtig gutes Ding

Wie wird ein Gegenstand zum treuen Begleiter? Von der Schönheit der persönlichen Dinge – und den Geschichten dahinter.

Mein Freund Martin hat eine alte Kaffeemühle. Der Korpus aus Holz, die Kurbel aus Metall. Der Porzellangriff, an dem er allmorgendlich dreht, um eine handvoll Kaffeebohnen zu mahlen, ist schon ganz abgegriffen. Solange ich ihn kenne, steht die Kaffeemühle in seinem Regal. Wenn ich zu Besuch komme, greift er als allererstes nach ihr.

Er kennt mich gut genug, dass er gar nicht erst fragen muss, ob ich Kaffee möchte. Und ich ihn, um die geübten, liebevollen Bewegungen auswendig zu kennen, mit denen er die Mühle mit einer Hand an seinen Oberkörper presst, während er mit der anderen an der Kurbel dreht. Ratsch, ratsch, ratsch. Fast schon meditativ, dieses Raspelgeräusch. Für mich gehört es zu den Besuchen bei meinem alten Freund dazu. Die Mühle ist ein Teil seiner Ausstattung, seiner Tagesroutinen, seiner Art – ja, sie ist schon ein Teil von Martin.

Viele Menschen, die ich kenne, haben solche Gegenstände, die ihnen das Leben leichter oder schöner machen. Gegenstände, zu denen sie eine besondere Beziehung pflegen, die sie gern an und bei sich haben. Manche verbinden mit ihnen Geschichten und Erlebnisse. Andere haben sie, weil sie besonders schön sind. Und wieder andere – so wie Martin und ich – haben die Gegenstände einfach ins Herz geschlossen, weil sie ihnen schon so lang treue Dienste leisten.

Mein Herzensgegenstand ist die alte Armbanduhr mit dem Lederband und den kleinen goldenen Zeigern. Sie schmiegt sich seit 15 Jahren um mein Handgelenk. Sie war mit mir in Hörsälen und auf Studentenparties, ich trug sie bei meinem ersten Vorstellungsgespräch, bei der Taufe meines Neffen, bei den letzten Reisen mit dem Backpack. Sie war bei ersten Dates genauso dabei wie bei Schlussmachgesprächen und den großen Ausheulereien danach auf den Sofas von guten Freundinnen. Und auch bei allen unwichtigen Momenten dazwischen, wenn sie mir einfach taktgenau und verlässlich die Zeit anzeigte. Treue kleine Uhr. Jede Nacht lege ich sie auf meinen Nachttisch und schlafe zu ihrem Ticken ein.

Ein Gegenstand wird meiner durch Gebrauch

Jeder Mensch soll um die 10.000 Dinge besitzen. Dazu gehört jede Gabel, jedes Buch. Nicht jeder dieser Gegenstände kann eine besondere Geschichte haben – die meisten werden uns kaum etwas bedeuten. Sie erfüllen nur einen Zweck – oder manchmal auch keinen. Sie umgeben uns, werden mehr oder weniger genutzt. Auch sie können ein Ausdruck unserer Persönlichkeit sein, denn sie zeigen unseren Stil und unsere Vorlieben an. Und lassen je nachdem, womit wir unsere Wohnungen und Häuser füllen, auch Rückschlüsse auf unsere Persönlichkeiten zu. Natürlich. Aber nur wenige von ihnen qualifizieren sich für diesen besonderen Platz in unserem Herzen. Nur wenige begleiten uns schon so lange, dass sich ein möglicher Ersatz wie Verrat anfühlen würde.

Bei der Vorstellung, meine kleine Uhr gegen ein moderneres Modell zu tauschen, zieht sich alles in mir zusammen. Das schlechte Gewissen lauert schon in meinem Nacken, wenn ich mir im Fenster des Juweliers andere Uhren ansehe. Natürlich nur aus reinem Interesse. Denn austauschen will ich sie eigentlich gar nicht. Ich bin froh, dass sie von so guter Qualität ist, dass ich sie mit ein paar Batteriewechseln und dem einen oder anderen neuen Verschluss über all die Jahre behalten konnte. Vielleicht will die kleine Uhr auch gar nicht kaputt gehen. Sie will bei mir und heile bleiben, weil ich mich so gut um sie kümmere. Das rede ich mir zumindest manchmal ein.

Wenn ich mich auf die Suche nach neuen Gegenständen mache, dann nach solchen, die ebenfalls das Zeug dazu haben, mich so lang zu begleiten und Teil meines täglichen Lebens und meines Stils zu werden wie die kleine Uhr. Egal ob es sich um einen Einrichtungsgegenstand handelt oder um eine Küchenmaschine, ob es ein neues Spiel sein soll oder vielleicht eine neue Weihnachtsdeko. Ich möchte, dass ich möglichst lange etwas von einem neuen Produkt habe. Und dass es die Chance hat, mein Leben täglich zu versüßen und zu einem treuen Begleiter zu werden, der ganz und gar zu mir gehört.

Welcher Gegenstand begleitet dich schon lange – und warum?

 

Hat dieser Gegenstand das Zeug zu einem Lieblingsstück?

Gerade Dinge, die wir täglich nutzen – die also Teil unserer Routine sind – haben das Zeug dazu, uns lange Freude zu machen und uns ans Herz zu wachsen. Allerdings nur, wenn die Qualität stimmt. Das heißt, wenn ich sie über einen langen Zeitraum hinweg nutzen kann, ohne dass sie kaputt gehen. Die Materialien, aus denen die Sachen bestehen, und auch die Verarbeitung sind für mich daher besonders wichtig. Und natürlich auch die Bedingungen, unter denen sie gefertigt wurden. Schon beim Kauf ­achte ich darauf, dass ich die Produkte selbst gut pflegen und gegebenenfalls auch reparieren kann. Denn nichts ist schlimmer, als ein Produkt, das man liebgewonnen hat, entsorgen zu müssen, weil es einfach nicht zum Reparieren gedacht ist. Ich möchte kein Teil dieser Wegwerfkultur sein. Darum wähle ich bei Neukäufen alles mit Sorgfalt aus.

Natürlich spielt neben der Langlebigkeit auch der Stil der Produkte eine Rolle. Wenn ein einfaches Produkt – wie etwa ein Küchengerät oder ein Spiel – smart durchdacht und einfach schön gemacht ist, schlägt mein Herz ein wenig höher. Dann stelle ich mir noch im Geschäft vor, wie ich es mit nach Hause nehme und es dort den anderen Lieblingsstücken vorstelle. Wie ich es sauber mache und zum ersten Mal benutze und wie ich es beim nächsten Besuch stolz meinen Gästen präsentiere – vor allem aber, wie es langsam aber sicher meins wird. Einfach durch Gebrauch.

Dabei rede ich hier nicht von Spontankäufen – ich will nicht alles besitzen, was mir vor die Flinte läuft – aber das eine oder andere Produkt scheint mich regelrecht anzusprechen. Wenn ich es dann auch gerade gebrauchen kann oder weiß, dass es jemandem in meinem Umfeld besonders gut gefallen würde, dann wähle ich es sehr bewusst aus und nehme es mit nach Hause.  

Langlebigkeit ist eine Sache von Qualität und Pflege

Gern kaufe ich zum Beispiel bei Manufactum, dem selbsternannten „Warenhaus der guten Dinge“, wenn ich auf der Suche nach Produkten bin, die mir lange Freude machen sollen. „Manufactum“ hat sich Werten verschrieben, die dafür sorgen sollen, dass Gegenstände das Zeug zu Lieblingsgegenständen haben. Alles, was man da kaufen kann, soll nicht nur reparierbar sein, sondern auch recycelbar, funktional, wiederverwendbar – und vor allem: langlebig. Mir gefällt das. Denn ich möchte mich mit Lieblingsstücken umgeben, mir selbst das Schöne gönnen und dabei ein gutes Gewissen haben: für die Umwelt und für mein Herz.

 

 

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